Evolutionsmodell nach Gandhi
Der indische Psychiater und Homöopath Dr. Mahesh Gandhi, ein Weggefährte Sankarans, hat die Empfindungsmethode um einen weiteren Baustein ergänzt: das Evolutionsmodell. Jeder Mensch, der ein hohes Alter erreicht, entwickelt sich im Laufe seines Lebens vom Embryo zum Greis. Daneben gibt es einen weiteren, individuellen Entwicklungsstrang, durch den wir Menschen uns stark voneinander unterscheiden. Das, was sich in der Geschichte evolutionär abgespielt hat, wiederholt sich in der Entwicklungsgeschichte jedes einzelnen Individuums.
Die persönliche „Software“
Neben seinem biologischen Alter verfügt jeder Mensch über ein inneres Alter, den persönlichen Entwicklungspunkt, und damit einhergehend, über eine „Software“, die unser Leben steuert. Diese individuelle „Software“ – das innere Programm – kann einer Substanz aus der belebten oder unbelebten Natur zugeordnet werden. Während in der Empfindungsmethode zuerst das Naturreich bestimmt wird, liegt das primäre Augenmerk bei der Arbeit mit dem Evolutionsmodell auf dem inneren Alter. Erst wenn dieses feststeht, geht es um die Frage nach Reich (Tier, Pflanze oder Mineral) und Unterreich (Tier- oder Pflanzenfamilie und Einordnung im Periodensystem beim Mineral).
Jeder Mensch unternimmt seine eigene Reise auf diesem Planeten. Entsprechend hat jeder seine persönliche Lebensaufgabe. Alles, was wir fühlen, denken und wahrnehmen, hat mit unserer individuellen „Software“ zu tun. Ziel der homöopathischen Anamnese ist es, die „Software“ zu decodieren und einer bestimmten Arznei zuzuordnen, dem ähnlichsten Mittel (Simillimum).
Die vier Elemente
Die vier Elemente – Erde, Luft, Wasser und Feuer – stehen seit Jahrtausenden für die Grundprinzipien des Lebens. Daher bestimmt Gandhi neben dem inneren Alter auch das vorherrschende Element seiner Patienten. Jedes homöopathische Mittel hat Bezug zu einem der vier Elemente. Dazu ein Beispiel: Wenn ein Patient als persönliches Reaktionsmuster in schwierigen Situationen den Rückzug wählt, ist sein führendes Element das Wasser. Er braucht ein Arzneimittel, das seinerseits eine Beziehung zum Element Wasser aufweist, wie die Mollusken oder die Schlangen.
Entsprechend der „Vier-Säfte-Lehre“ aus der griechischen Antike repräsentieren die vier Elemente zentrale menschliche Eigenschaften und deren Temperament. Der Schweizer Psychiater C.G. Jung hat diese Erkenntnisse auf die Psychologie übertragen. Durch das Studium der vier Elemente können wir Charakter und Temperament unserer Patienten besser verstehen. Zwar findet man alle Elemente in einem Menschen wieder, eines davon ist jedoch vorherrschend. Dieses gilt es zu bestimmen.